Donnerstag, 15. März 2007

Irbit 03: Irbit Samstag

Wir hatten Irbit erreicht, parkten direkt gegenüber des berühmten ИРБИТСКИЙ МОТОЦИКЛЕТНЫЙ ЗАВОД, des Irbit Motorradwekes. Udo hatte uns von Ekaterinburg hergebracht. Schneller als die Jungs auf ihren Moppeds, die langsam eintrudelten, nachdem wir uns im Krämerladen versorgt hatten. Sie hatten unterwegs etwas ausgiebiger gerastet als wir. Wie Tante Emma früher bei uns. Brot, Bier, Wurst und Käse. Eigentlich alles andere auch, gab es hier hinter dem Tresen. Bedient von wurden wir von zwei Frauen, in sog. sozialistischen Kittelschürzen. Schürzen in Blau, nicht hell, nicht dunkel. Aber die beiden gaben sich alle Mühe unsere Bestellungen zu erraten und zu erfüllen. Wurst, Käse, Bier, Brot.
Und alles schmeckt!

Nach und nach trudelten alle ein, die Black Knives, die mitgebrachten Kradfahrer, und fragten uns wo die Übernachtung(en) stattfinden konnten. Die russischen Motorradfahrer waren engagiert dabei einen Stellplatz für den Bus zu organisieren.

Der „Campingplatz“ wurde auf dem Ural-Werksgelände gefunden. Unmittelbar hinter dem Pförtnerhäuschen und der dazugehörigen Schranke konnte der Bus abgestellt , die Motorräder in unmittelbarer Nähe geparkt und das Bier/Frühstückszelt aufgebaut werden.


Die Motorradfahrer hatten dann mal wieder eine Reinigung nötig. Ich dachte, ich hätte sie Nötig. Auch dieses Bedürfnis konnte gestillt werden, dem Werk gegenüber., in den Wohnblocks, war eine öffentliches Dampfbad.

Die Gruppe entschied sich dorthin zu gehen, zu duschen und mal das Dampfbad zu genießen. Unser extra mitgereister Dolmetscher, ein Deutschrusse, der aus Kasachstan kommen, in Bayern lebte, machte die Formalitäten klar. Dabei beschränkte es sich auf die Anzahl der Rubel, die bezahlt werden mussten, und den Weg zur Umkleidekabine. Was er uns nicht vorhersagen konnte war, das nach dem Auskleiden die Kassiererin zu uns in die Umkleide kam. Nacheinander stellte sie sich jedem von uns gegenüber auf um uns in Augenschein zu nehmen. Diese Tätigkeit wurde sorgfältig durchgeführt, insbesondere kurz unterhalb der Körpermitte verweilte der Blick länger.

Ich habe aber nicht herausgefunden, ob dies nun eine offizielle, Hygienebestimmungen entsprechende Untersuchung war, oder ob sie dem persönlichen Wohlbefinden der blaubekittelten Anstaltsleiterin diente.

Das Dampfbad an sich war ein Genuss. Die sanitäre Ausstattung entsprach zwar nicht dem deutschen Standards, es gab keine Wasserhähne und Duschköpfe, diese wurden erstzt durch gebogenes Rohr und Absperrhähne. Rustikal aber funktionsfähig.

Auf dem Rückweg, den wir sauber und erholt antreten konnten, sahen wir den ersten Bus des Irbiter ÖPNV, gelb, relativ kurz kam er uns auf der Moksovskaja Ulica entgegen. Die klappen zur Kühlmittelkontrolle klapperten geöffnet vor sich hin. Hinten links hin er ziemlich durch und der Motor, wahrscheinlich der russische einheits V8, lief höchsten auf 5 seiner 8 Zylinder. Etwas schneller als Schritttempo fahrend, rollte er, eine unverbrannte Benzinwolke hinter sich lassend an uns vorbei. Das Bild hab ich bei Ural Österreich ausgeliehen!

Am Werkstor hatten sich inzwischen einige Jungs eingefunden, die Neugierig den Bus und die Motorräder beobachteten.

Abendessen gab es gemeinsam mit unsern Pfadfindern im Restaurant, das, in einem weiter in der Stadt gelegenem Plattenbau, untergebracht war. Die Moskoskaja entland gingen wir Stadteinwärts, dabei passierten wir die Eisenbahnlinie nach Ekaterinburg. Hier fiel offensichtlich die breitere Spurweite der russischen Eisenbahn auf. Noch etwas weiter stand ein Holzbau, der schon bei der Verfilmung des Romanes „Doktor Schiwago“ als Kulisse gedient haben könnte.



Bolder werden eingebaut sind dabei!

tbc

Donnerstag, 8. März 2007

Irbit 03: Ekaterinburg - Irbit

Jetzt standen wir auf dem Flughafen von Ekaterinburg, Gepäck bereits abgeholt und kamen durch die Sperre. Unsere Reisebegleiter erzählten uns der Mann vom örtlichen KGB wäre auch da, wir sollten 50 € geben, damit auch alles klar geht. Wir gaben ihm das Geld und es ging alles klar!

Allerdings glaube ich, das Mitführen einer Hasenpfote hätte denselben Erfolg gehabt!

Die Kollegen führten uns zum Bus, der auf dem Flughafenparkplatz stand. Nach der langen Reise war ich bettreif. Also, Koje entern! Aber der Bus war jetzt 10 Tage auf der Strasse, belegt mit Motorradfahrern die 4500 km gefahren hatten. Ein Geruch, hier würde ich nie Schlafen können!

Also, noch mal über den Parkplatz gepickert, Stefan der Harleyfahrer sagte, dass der Kiosk noch offen sei! Ein Schlafbier tat gut. Zurück im Bus konnte ich doch nur liegen und gespannt auf den Morgen warten.

Endlich rumorte es im Bus, schnell raus aus der Koje und sehen wie der Tag wird, wie das Abenteuer Irbit beginnt!

Am Tag des Sieges 9 war der Bus mit seinem zweirädrigen in Ekaterinburg eingetroffen, schon bei der Annäherung wurde er von Mitgliedern der Ekaterinburg Black Knives, des örtlichen Motorradclubs empfangen. Ich hatte den Eindruck, dass unsere Reisegruppe, mit zünftiger Gastfreundschaft empfangen und zum Teilnehmen an den Siegesfeiern genötigt wurde.

Um den Bus versammelt waren die Motorräder, die sowohl den Weg hin als auch zurück machen sollte. Die Motorräder für den Rückweg standen ja noch im Werk in Irbit. Wir konnten eine bunte Mischung zwei- und dreirädriger Fahrzeuge beobachten!

Fröschl und Stefan waren auf ihren MZ gekommen. Er auf einem TS250 mit Lastenboot, diese MZ war die 12 Jahre vorher nicht bewegt worden.

Fröschl nutze eine ETS 250, wahrscheinlich das am besten geeignete Fahrzeug für diese anspruchsvolle Tour. Erwähnenswert ist noch, dass die Fahrerin am Mittwoch, vor der Abreise am Donnerstag, ihren Führerschein erhalten hat.

Hubert, im Alter von ca. 70 Jahren, war mit seiner Kawa W650 unterwegs, da der Endantrieb seiner mit Dieselmotor ausgerüsteten Dnepr merkwürdige Geräusche machte.

Zu sehen waren außerdem eine DR Big, eine Guzzi mit riesigen SW aus UK, Franky mit seiner BMW GS.

Die meiste Aufmerksamkeit zog aber bei jedem Halt die Harley von Stefan auf sich, eine Road King, die jeder russische Jugendliche gegen seine 350 er Izh eingetauscht hätte. Stefan wollte aber nicht...
Währen dieser Inspektion trafen langsam die Black Knives ein. Sie eskortierten uns nach Irbit. Auch ihre Motorräder wurden angesehen, zumindest die russischen, uns exotisch erscheinenden.

Hier steht eine Polizei Ural hinter einer Solo-Ural die mit Teilen einer 350 er Izh modernisiert wurde. Bei diesem Umbau wurde sogar die Vorderradbremse aktiviert, eine andere Ural mit CZ Cross-Gabel und Scheibenbremse wies keine Bremsleitungen auf. Das hinderte den Fahrer aber nicht im geringsten! Naja, wer Uralbremsen kennt...
Dnepr als Chopper. Ein fahrbares Exemplar, andere furhrem mit Autofelgen und Reifen, wahrscheinlich nur zum Geradeausfahren geeignet.

An diesem Morgen gab es, offensichtlich aus Katergründen, kein Frühstück. Ein Kaffee und erste kurze Kennenlerngespräche mussten reichen.
Endlich waren alle Begleiter eingetroffen, die Motorradfahrer bereit zur Abfahrt. Udo kletterte auf den Fahrersitz seines Roadhotels und die Fahrt ging los. In der ruhigen Art des Kilometermutltimillionärs steuerte er das Fahrzeug, das mir die nächsten Tage und Kilometer Obdach geben sollte.
Vom Flughafen auf die Landstraße nach Irbit führte uns die Abordnung des Motorradclubs. Die Motorradfahrer unserer Gruppe blieben, zumindest bis die Stadt verlassen war, hinter uns. Danach drückten sie mit den schnelleren Maschinen der Russen aufs Tempo und waren bald aus dem Sichtfeld der Busbesatzung verschwunden. Für ca. 160 km blieben sie verschwunden.

Die Landschaft um uns herum bestand zumeist aus weitläufigen Feldern unterbrochen von Birkenwälern.
Ab und an kamen wir durch Dörfer, Baumaterial der Häuser war meist Holz, teilweise sehr alt und klassisch, andere auch mordern im Baustil.
In einer etwas grösseren Ortschaft stand, als Ehrenmal, ein T34 Panzer vor einem gutem Beispiel ruschischer Plattenbauten.
Weiter ging die Fahrt, in der nächsten Kleinstadt wurde eine kleine Pause gemacht, auffällig war die Menge der Uralgespanne die hier vorbeikam. Alle waren sehr langsam und vorsichtig unterwegs, da sie hier kein Spielzeug, Hobby waren, sondern wichtige Transportmittel.
Wir bestiegen wieder den Bus, um den Rest der Etappe nach Irbit hinter uns zu bringen. Der nächste Halt fand dann auch am Irbitzeichen der Überlandstrasse statt. Diese Art Ortschaften anzukündigen fiel uns noch an vielen anderen Orten auf.
Dieser hirstorische, für uns, Moment musste im Bild festgehalten werden!



tbc

Donnerstag, 1. März 2007

Irbit 03: Hamburg - Ekaterinburg


Schon einige Zeit war die Liblingsseite im WWW die Webcam, die einen Platz in Ekaterinburg zeigte, zuerst noch schneebedeckt, später meist verregnet. Dreckige Autos, viele Japanische, aber auch Wolga, UAZ und Lada, die verdreckt um eine Ecke bogen. Nich besonders abwechslungreich, aber spannend, in Kombination mit der Vorfreude.

Jetzt saßen wir also im Flugzeug, einer Boeing 737, im Zustand etwa einem Amerikanischen Innlandsflieger entsprechend, der Aeroflott, nach Moskau Scheremetjewo2. Von dort sollte es 4 Stunden nach der Landung weitergehen nach Ekaterinburg.

Die Einreise Formalitäten waren nach 6 Minuten erledigt. Wir hätten auch so buchen können, dass wir eine Wartezeit von 2 Stunden gehabt hätten. Die beiden extra Stunden waren für die Langwierige Einreise geplant. Im Link oben wird der Flughafen ziemlich treffend beschrieben. Nur das sich zur Taxi Mafia auch noch aufdringliche Damen gesellten, die ihren speziellen Service an den "Mann" bringen wollten.

Also setzen wir uns ins Taxi nach Scheremetjewo1, das Inlandsterminal. Eine große, großzügig verglaste Halle, erheblich sauberer als der internationale Airport erwartete uns. Gepäck in die Aufbewahrung bringen und die Gegend um den Flughafen erkunden, war unser Plan.

Erstmal sollte allerdings der Magen zu seinem Recht kommen. Also Gepäck abgeben und ins Terminal marschiert, ein großer, hallenartiger Bau mit grossen Fensterflächen. Im Gegensatz zum internationalen Airport war er sehr sauber und gepflegt. Ein Restaurant war schnell gefunden. Vor der Bestellung bekamen wir die Bestellung am Nebentisch mit, zwei grosse Staeks und jeweils 200 Gramm Wodka. Wir waren also in Russland!

Das war auch auf dem Spaziergang etwas weiter vom Terminal zu erkennen, defekte Fernwärme Leitungen, Häuser die eine gehörige Baufälligkeit aufwiesen fielen uns sofort in Auge. Der Charme Russlands hatte mich gefangen.

Endlich wurde Zeit den Weiterflug nach Ekaterinburg zu boarden. Wie wird das Flugzeug und Innlandsflug? Endlich mal ein Luftabenteuer?

Dies Hoffnung wurde enttäuscht, diese Linie wurde von einem neuen Airbus bedient.

Durch die Zeitverschiebung kamen wir Morgens um 5 an. Nach der Gepäckaufnahme wurden wir schon durch einen Teil der Bus- und Motorradfahrer erwartet. Sie hatten wohl den Tag des Großen Vaterländischen Krieges feucht-fröhlich gefeiert.